Die Zelle der Woche – Teil 3: Schwann-Zelle

Asche auf mein Haupt und Schande über mich: es sind zwei Wochenenden vergangen, ohne dass ich eine neue „Zelle der Woche“ veröffentlicht hätte. Letzte Woche ist das im Trubel um die erste Histo-Klausur und im Rettung-Fahren am Wochenende untergegangen, dieses Wochenende war ich in Österreich, und da gab’s kein Internet. Deshalb kommt erst heute als Nachtrag Teil 3: die Schwann-Zelle.

Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Querschnitts durch ein myelinisiertes Axon - Bildquelle: www. biokurs.de

Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Querschnitts durch ein myelinisiertes Axon – Bildquelle: www. biokurs.de

Die Schwann-Zellen gehören zu den s.g. Gliazellen, einer Gruppe von Zelltypen des Nervensystems, die aber nicht die Aufgabe haben, neuronale Reize weiterzuleiten und somit Unterstützungsfunktionen für die Nervenzellen wahrnehmen. Die Schwann-Zellen bilden um die Axone peripherer Nerven eine Myelinscheide aus. Dieser Prozess der Myelinisierung beginnt im 4. Monat der embryonalen Entwicklung und wird erst im Laufe des 2. Lebensjahrzehnts abgeschlossen. Bei der Bildung der Myelinscheide lagert sich ein Schwann-Zell-Vorläufer an die Nervenfaser an und „rotiert“ um das zentrale Axon. Dadurch entstehen – vergleichbar mit einer Rolle Toilettenpapier – um das Axon herum zytoplasmatische Schichten, die als „Major dense lines“ bezeichnet werden (im Bild: schwarze Linien um das Axon) und Zytoplasma-freie Schichten, die s.g. „Intraperiod lines“ (im Bild: helle Zwischenräume zwischen den Major dense lines). Eine Reihe von Proteinen (z.B. PMP 22 und P0) stabilisiert diese so entstandene Myelinscheide, indem sie extrazelluläre Räume (entspr. den Intraperiod lines) überbrücken und zytoplasmatische Schichten miteinander verbinden. Die Myelinscheide dient der Isolation der Nervenfasern zueinander und der Ernähung des Axons.

Durch eine Aneinanderreihung von Schwann-Zellen entlang eines Axons entsteht so eine größtenteils durchgängige Isolierschicht um die Nervenfaser. Zwischen benachbarten Schwann-Zellen (ca. alle 1 – 1,5 mm) entstehen jedoch kurze Bereiche, in dem die Myelinscheide unterbrochen und damit die Nervenfasern nicht mehr isoliert ist. Diese s.g. Ranvier’schen Schnürringe sind wichtig für die schnelle, saltatorische Weiterleitung von neuronalen Reizen in den peripheren Nerven. Das Aktionspotential läuft dadurch nicht kontinuierlich entlang der Nervenfaser, sondern „springt“ von Schnürring zu Schnürring.

Von klinischer Bedeutung ist die Schwann-Zelle unter anderem beim Akustikusneurinom (auch: Vestibularis-Schwannom), einem der häufigsten intrakraniellen Tumoren. Dabei handelt es sich um einen gutartigen Tumor der Schwann-Zellen des 8. Hirnnervs (Nervus vestibulocochlearis = Hörnerv), der zu Schallempfindungs- und Gleichgewichtsstörungen sowie häufig zu einem Tinitus führt. Nimmt der Tumor sehr große Ausmaße an, kann er zusätzlich andere Hirnnerven in Mitleidenschaft ziehen, was sich in Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen einer Gesichtshälfte äußern kann.

– Fortsetzung folgt